Therapie

Zuletzt aktualisiert: 04.04.2024 | Autor: Dr. Anne Fröhlich

Allgemeine Therapiegrundsätze

Ein Morbus Bowen sollte behandelt werden, um das Fortschreiten in ein Plattenepithelkarzinom zu verhindern. Bisher fehlen noch Möglichkeiten, um ausreichend gut vorauszusagen, welcher Morbus Bowen ein hohes Risiko trägt in einen weißen Hautkrebs überzugehen und wann dies passiert.

Grundsätzlich stehen zur Behandlung eines Morbus Bowen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Nachdem die Diagnose gestellt ist, werden in einem ärztlichen Beratungsgespräch die verschiedenen Therapiemöglichkeiten besprochen und eine Behandlung geplant. Die Art der Therapie richtet sich dabei nach Größe und Anzahl der Hautveränderungen und deren Lokalisation am Körper. Auch werden Ihre Wünsche als Patient:in dabei berücksichtigt, möglicherweise erfolgte Vorbehandlungen, ebenso wie Vorerkrankungen, Medikamente, Alter und Ihr Gesundheitszustand. Im Folgenden wird Ihnen vorgestellt, welche Therapien beim Morbus Bowen durchgeführt werden können. Die Behandlungsmaßnahmen gleichen dabei in einigen Punkten der Behandlung der aktinischen Keratose. Das Kapitel „Behandlung von Aktinischen Keratosen“ könnte Sie daher interessieren und Ihnen weitere Hintergrundinformationen zu den einzelnen Therapien liefern.

Operative Entfernung

Die chirurgische Entfernung (Exzision) eines Morbus Bowen stellt eine sichere und effektive Behandlung dar. Sie sollte vor allem bei Vorliegen einer einzelnen von Morbus Bowen betroffenen Stelle angewandt werden. Der Eingriff kann in Form einer vollständigen operativen Herausnahme (Exzision) mit Nahtverschluss oder einer Flachabtragung erfolgen. Bei letzterer wird lediglich die Oberhaut, vergleichbar mit einer Schürfwunde, abgetragen und eine Hautnaht ist nicht erforderlich. Der Vorteil der chirurgischen Exzision besteht darin, dass die entfernte Hautveränderung mikroskopisch untersucht werden und somit die vollständige Entfernung sichergestellt werden kann. Bei anatomisch schwierigen oder schwer abgrenzbaren Lokalisationen (z.B. Finger), großflächigem Befall oder bei operativ unvollständigen Entfernungen können auch nicht-chirurgische Behandlungsverfahren, wie z.B. Wirkstoff-haltige Creme Therapien oder eine Form der aktiven Lichtbehandlung, die photodynamische Therapie, welche im Folgenden noch erläutert wird, durchgeführt werden. In diesem Fall sind ärztliche Nachkontrollen und bei unvollständiger Abheilung Kontrollbiopsien zur Beurteilung des Ansprechens notwendig. Das Risiko für ein Rezidiv der Hautveränderung ist bei der operativen Therapie am geringsten. Dem stehen jedoch die Risiken eines operativen Eingriffes, wie Wundinfektionen, Blutung oder das Verbleiben von Narben gegenüber.

Flachexzision

Komplettexzision

Abtragende Maßnahmen

Wenn die Diagnose Morbus Bowen durch eine Hautprobe gesichert wurde, können alternativ zur kompletten Exzision auch oberflächlich abtragende (ablative) Therapiemethoden zum Einsatz kommen. Diese erfolgen zum Beispiel durch eine Kürettage, eine Art oberflächliche Abschabung der krankhaften Haut mittels Kürette. Ebenfalls möglich ist eine ablative Laserbehandlung. Hierbei wird die krankhafte Haut durch hochenergetische Laserstrahlen zerstört. Alternativ kann die Hautveränderung mittel Elektrokauterisation verödet werden. Eine weitere etablierte Therapie ist die Vereisung (Kryotherapie). Hierbei erfolgt die Zerstörung der krankhaften Hautveränderung durch kurzen Kontakt mit sehr kaltem, flüssigen Stickstoff. Diese Therapie ist schnell verfügbar und unkompliziert, ist jedoch mit einem höheren Risiko von Narbenbildung und Rezidiven verbunden.

Kürette

Lichttherapie

Die photodynamische Therapie (PDT) ist eine weitere Behandlungsmöglichkeit des Morbus Bowen. Bei dieser Form von aktiver Lichttherapie wird die befallene Haut mit einer speziellen Creme vorbehandelt, deren Wirkstoff sich überwiegend in den krankhaft veränderten Zellen anreichert. Die Creme macht die veränderten Zellen empfindlich für Licht. In der Therapie hat sich der Einsatz der lichtsensibilisierenden Wirkstoffe 5-Aminolävulinat (ALA) und Methylaminolävulinat (MAL) bewährt. Die darauffolgende, gezielte Lichtbestrahlung mit Rotlicht löst eine toxische Reaktion in den behandelten Hautarealen aus. Die mit Wirkstoff angereicherten Hautkrebszellen gehen dabei gezielt zu Grunde. Die photodynamische Therapie zur Behandlung des Morbus Bowen sollte in 2 Therapiezyklen innerhalb von 2-4 Wochen durchgeführt werden. Um das Eindringen der wirkstoffhaltigen Cremes der PDT zu verstärken, kann die befallene Haut mit einer Lasertherapie oder einem Microneedling (kleine Walze mit feinen Nadeln) vorbehandelt werden.

Cremetherapie

Es existieren verschiedene Präparate zur lokalen Cremetherapie von Hautkrebsvorstufen. Eine ausführliche Übersicht über die unterschiedlichen Wirkstoffe finden Sie in dem Kapitel „Behandlung von Aktinischen Keratosen (3): Topisch-medikamentöse Verfahren“. In der Leitlinie zur Behandlung von aktinischen Keratosen wird die Anwendung dieser Cremetherapien hauptsächlich für erst- und zweitgradige Hautkrebsvorstufen empfohlen. Tritt der Morbus Bowen in nicht behaarten Körperbereichen auf und sind die Hautveränderungen nur sehr flach, kann eine lokale Cremetherapie erwogen werden. Ebenso kann eine Lokaltherapie bei sehr flächigen Hautveränderungen oder anatomisch ungünstigen Lokalisationen angewandt werden, wenn eine operative Entfernung mit großem Aufwand oder mit einem hohen Risiko für kosmetisch störende Narben verbunden wäre. In jedem Fall ist nach einer erfolgten Lokaltherapie eine regelmäßige Nachsorgeuntersuchung zur Kontrolle des Therapieerfolges und zum Erkennen möglicher Rezidive (Rückfälle) dringend empfohlen. Sollte der Verdacht auf ein Rezidiv oder ein unzureichendes Ansprechen auf die Therapie bestehen, sollte eine erneute Hautprobe entnommen werden.

5-Fluorouracil: Der Wirkstoff 5-Fluorouracil ist für die Therapie des Morbus Bowen zugelassen. Es handelt sich dabei um ein Zytostatikum, also um eine Art „lokale Chemotherapie“. 5-Fluorouracil wird als 5%ige Creme zweimal täglich über 4 Wochen angewandt. Die dadurch entstehende lokale Entzündungsreaktion, welche mit Rötung und teilweise mit Erosionen (Abschürfungen) einhergehen kann, ist dabei typisch und Teil des beabsichtigten Wirkmechanismus.

Imiquimod: Die Anwendung einer Creme mit dem Wirkstoff Imiquimod 5 % ist ebenfalls zur Therapie des Morbus Bowen möglich. Diese örtliche Behandlungsform kann insbesondere bei Hautveränderungen in Verbindung mit humanen Papillomviren (HPV) angewandt werden, wie es zum Beispiel beim Morbus Bowen im Genitalbereich der Fall sein kann. Die Therapie erfolgt durch eine dreimal wöchentliche Anwendung über mindestens 4 Wochen. Auch Imiquimod verursacht eine lokale Entzündungsreaktion an der Anwendungsstelle und kann selten grippeartige Symptome verursachen. Als Patient:in müssen Sie von ärztlicher Seite aufgeklärt werden, dass es sich bei der Therapie des Morbus Bowen mit Imiquimod um eine Anwendung außerhalb der Zulassung handelt (Off-Label).

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Ein Morbus Bowen soll behandelt werden, um das Fortschreiten in ein Plattenepithelkarzinom der Haut zu verhindern.
Die Therapie eines Morbus Bowen sollte mittels operativer Entfernung oder photodynamischer Therapie erfolgen. Alternativ können spezielle Wirkstoffhaltige Cremes oder oberflächliche Abtragungsmethoden angewandt werden.
INTERESSENSKONFLIKTE

 Der Autor/die Autorin hat keine Interessenskonflikte angegeben.

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