Erhaltung der Fruchtbarkeit

Zuletzt aktualisiert: 05.04.2024 | Autor: J.C.Hassel, E.Livingstone, J.P.Allam, H.M.Behre, J.Bojunga, H.H.Klein, J.Landsberg, F.Nawroth, A.Schüring, L.Susok, K.M.Thoms, L.Kiesel, C.Berking, A. Wispler

Einführung

Häufig sind auch jüngere Menschen von Hautkrebs betroffen, bei denen die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist. Das Melanom kann beispielsweise auch schwangere Frauen treffen.

Es besteht das Risiko, durch eine medikamentöse Krebstherapie unfruchtbar zu werden. Außerdem können Krebstherapien den Fötus schädigen, weshalb eine Empfängnisverhütung zu dieser Zeit ratsam ist. (https://infoportal-hautkrebs.de/alltag-mit-hautkrebs/kinderwunsch-schwangerschaft)

Wird eine zielgerichtete Therapie oder Immuntherapie angeboten, sollten vorher die Themen Kinderwunsch, Schwangerschaft und Erhaltung der Fruchtbarkeit (= Fertilität) angesprochen werden.

Sowohl für die zielgerichtete als auch für die Immuntherapie wird eine zuverlässige, d.h. doppelte Empfängnisverhütung bis ca. 4-5 Monate nach Absetzen der Behandlung empfohlen.

Für die Erhaltung der Fruchtbarkeit bei Krebs gibt es generelle Richtlinien, jedoch nicht speziell für Hautkrebs.

Für einige Maßnahmen übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kosten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Erhaltung der Fruchtbarkeit (Fertilitätsschutz)

Die Erhaltung der Fruchtbarkeit kann ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität von jungen Krebspatientinnen sein. Sie kann auch die Therapietreue und die Therapieentscheidung beeinflussen. Daher sollte allen Patientinnen im fortpflanzungsfähigen Alter, die ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben oder die einen solchen Wunsch entwickeln könnten, eine rechtzeitige und kompetente Beratung angeboten werden. Hierzu gehört auch das Angebot der Überweisung an einen auf Reproduktionsmedizin spezialisierten Arzt oder Ärztin.

Untersuchung der Fruchtbarkeit

Anhand des Alters und verschiedener Untersuchungen bei der Partnerin und beim Partner kann die Fruchtbarkeit festgestellt werden. Der Umfang dieser Untersuchungen im Anschluss an eine Beratung oder zur Vorbereitung einer fruchtbarkeitssichernden Maßnahme hängt von der individuellen Situation ab. Bei der Frau beschränken sie sich in der Regel auf gynäkologische/vaginale sonographische und endokrinologische Untersuchungen, beim Mann auf eine Spermaanalyse.

Maßnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit

Zum Schutz der Fruchtbarkeit stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Diese sind kein unmittelbarer Bestandteil der eigentlichen Krebsbehandlung. Die Verfahren für Männer und Frauen unterscheiden sich vom Aufwand her stark. Die Behandelnden überweisen ratsuchende Krebspatientinnen daher zur weiteren Beratung an Spezialistinnen.

In der Regel wird die Stimulation der Eierstöcke und das Einfrieren von unbefruchteten oder befruchteten Eizellen oder die Kryokonservierung von Eierstockgewebe, bzw. beim Mann das Einfrieren von Sperma angeboten. Die Übernahme der Kosten wurde 2021 neu geregelt und ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. (Siehe https://www.krebsinformationsdienst.de)

Besonderheiten der zielgerichteten Therapie und der Immuntherapie beim fortgeschrittenen Melanom

Es gibt leider kaum Studien zum Einfluss dieser beiden Therapien auf die Fruchtbarkeit.

Auf der Grundlage allgemeiner Toxizitätsstudien zur Fruchtbarkeit kann eine fruchtbarkeitsmindernde Wirkung der zielgerichteten Therapie mit BRAF/MEK-Inhibitoren nicht ausgeschlossen werden.

Bei der Immuntherapie können sich außerdem endokrine Autoimmun-Nebenwirkungen negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Endokrine Nebenwirkungen gibt es bei bis zu 10 % der Patientinnen, die eine Immun-Monotherapie, und bei bis zu 30 % der Patientinnen, die eine Immun-Kombinationstherapie erhalten. Endokrinologische Autoimmun-Nebenwirkungen können akut lebensbedrohlich sein und erfordern oft sofortige Maßnahmen. Außerdem können Hypophysitis, Hyper- oder Hypothyreose, Nebenniereninsuffizienz oder Typ-1-Diabetes die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Fazit:

Bei Patient*innen im Familienplanungsalter, die eine medikamentöse Krebstherapie erhalten sollen, muss das Thema Schwangerschaft und Familienplanung frühzeitig besprochen werden.

Zum Schutz der Fruchtbarkeit stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Die Krankenversicherungen sind wichtige Ansprechpartner: Sie können Auskunft dazu geben, welche anfallenden Kosten übernommen werden.

Weiterführende Links:

Krebsinformationsdienst: Kinderwunsch nach Krebs: Vorbeugung, Behandlung, Ansprechpartner
https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/kinderwunsch/kinderwunsch-behandlung.php

AWMF-Leitlinie: Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-082.html

ESMO Leitlinie zum Fertilitätserhalt:
https://www.esmo.org/guidelines/supportive-and-palliative-care/fertility-preservation-and-post-treatment-pregnancies-in-post-pubertal-cancer-patients

Kassenärztliche Vereinigung:
KBV - Vergütung zur Kryokonservierung von Ei- und Samenzellen festgelegt

Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs:
Kostenübernahme durch Kassen und Versicherungen - DSFJEMK (junge-erwachsene-mit-krebs.de)

Video der DSFJEMK:
26. Online-Sprechstunde mit Prof. D. med. Mathias Freund - YouTube

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Patient*innen im fruchtbaren Alter sollten eine Beratung zur Erhaltung der Fruchtbarkeit erhalten, bevor sie eine medikamentöse Hautkrebstherapie bekommen.
Möchten Männer später ein Kind zeugen, dann können sie Samen einfrieren lassen.
Bei Frauen werden unbefruchtete oder befruchtete Eizellen eingefroren oder Eierstockgewebe, in dem unreife Eizellen enthalten sind.
Für einige Maßnahmen übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kosten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
INTERESSENSKONFLIKTE

 Der Autor/die Autorin hat keine Interessenskonflikte angegeben.

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