
Kongressbericht 35. Deutscher Hautkrebskongress der ADO 2025 in Essen
Erkrankungszahlen steigen weiter – Dermato-Onkologie stellt sich der Herausforderung
Essen (ka). Mit einem Rekord von fast 1.100 Teilnehmenden war der 35. Deutsche Hautkrebskongress ein großer Erfolg. Vom 10.-13. September 2025 bot das Congress Center Essen einen perfekten Rahmen für den renommierten Kongress mit über 160 wissenschaftlichen Vorträgen sowie 162 ePoster-Kurzvorträgen auf hohem klinisch-wissenschaftlichen Niveau. In angeregter Stimmung fand ein fachlicher und persönlicher Austausch von Wissen, Ideen und Erfahrungen statt, um an die bisherigen Fortschritte in der Diagnostik und Therapie von Hautkrebs anzuknüpfen. Unter der souveränen Leitung von Kongresspräsident Prof. Dr. Dirk Schadendorf, unterstützt von Prof. Dr. Elisabeth Livingstone, Prof. Dr. Lisa Zimmer und Prof. Dr. Selma Ugurel, erlebten die Teilnehmenden ein umfassendes Programm von der Grundlagenforschung bis hin zu Updates aus der klinischen Dermato-Onkologie mit neuen Therapieoptionen, konnten mitdiskutieren und ihr individuelles Netzwerk erweitern.
Nationale und internationale Experten stellten neueste Erkenntnisse zur Diskussion. Neben renommierten Referentinnen und Referenten, die mit herausragenden Vorträgen in 27 wissenschaftliche Sitzungen und 3 Klinischen Fallkonferenzen über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Hauttumore informierten, unterstützte auch der wissenschaftliche Nachwuchs den Kongress mit aktuellen Arbeiten aus Forschung und Klinik. Im Mittelpunkt stand unter anderem die weitere Verbesserung der interdisziplinären Behandlung der Patientinnen und Patienten durch interprofessionelle Teams.
Neoadjuvante Therapie auf dem Vormarsch
Neben inhaltlichen Schwerpunkten wie Leitlinien- und Studienupdates zu Hauttumoren, neuen Behandlungsangeboten etwa zu neo- und adjuvanten Therapien sowie aktuellen Studienergebnissen von Kombinationstherapien standen auch wissenschaftliche Fragen im Fokus. Die neoadjuvante Therapie zeigt sich weiter auf dem Vormarsch. Experten gehen davon aus, dass sich diese Strategie zunehmend bei vielen Hautkrebsen, nicht nur bei Melanomen, durchsetzen wird. Prof. Dr. Carola Berking verwies auf das neue Feld der T-Zell-spezifischen Antikörpertherapie (sowohl adoptiver T-Zelltransfer als auch T-Zell-Engager), zu der es schon gute Studienergebnisse gibt und für das Uveamelanom seit 2022 eine Zulassung besteht. Wenn Patientinnen und Patienten auf die erste Generation von Immuntherapeutika nicht mehr reagieren, besteht an vielen Hautkrebszentren in Deutschland die Möglichkeit, Zugang zu neuen, innovativen Therapieoptionen im Rahmen von klinischen Studien zu bekommen.
Klinische Studien in Hauttumorzentren
Die Studienvorstellung der aktuell rekrutierenden Studien in Deutschland zeigte die vielen Therapieoptionen in unterschiedlichen Therapielinien und für unterschiedliche Tumorentitäten auf, die Patientinnen und Patienten in DACH angeboten werden können. Prof. Dr. Lisa Zimmer betonte daher auch den hohen Stellenwert von klinischen Studien in Hauttumorzentren, die Patientinnen und Patienten neben Beratung, Betreuung und Durchführung individuell angepasster Therapien den Zugang zu neuen Substanzen ermöglichen. Denn trotz der großen Therapiefortschritte, vor allem beim Melanom mit den Therapiestandstandards Immuntherapie mit Checkpointinhibitoren und zielgerichteter Therapie mit BRAF- und MEk-Inhibitoren, machen die 10-Jahres-Überlebensdaten eines deutlich: Auch wenn inzwischen die Hälfte der Patienten mit metastasiertem Melanom aufgrund erfolgreicher Therapien nach 10 Jahren nicht am Melanom verstorben sind, bleibt es für die andere Hälfte weiterhin eine tödliche Erkrankung.
Cancer Survivorship-Programme
Zudem haben 30 Prozent der Patientinnen und Patienten langfristig chronische Nebenwirkungen, die die Lebensqualität einschränken. Daher ist die Etablierung von Cancer Survivorship-Programmen, die gezielt auf die Beschwerden und Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten ausgerichtet sind, ein wichtiges Thema. So wurden in der Session „Long-term Survivorship beim Melanom” unter Leitung von Frau Prof. Dr. Lisa Zimmer und Frau Prof. Dr. Andrea Forschner Real-World-Daten zu Beschwerden und Bedürfnissen von Melanom-Langzeitüberlebenden präsentiert und das von der Deutschen Krebshilfe geförderte Projekt „LeMela“ zur Entwicklung eines Survivorship-Care-Programms für Patientinnen und Patienten mit Melanom vorgestellt. Ein weiteres wichtiges Thema war der Einfluss der Ernährung auf Krebs und Langzeitüberleben, der aktuelle Erkenntnisse zur Rolle der Ernährung im Tumorstoffwechsel beleuchtete.
KI in der Dermato-Onkologie
Ein wichtiger Themenschwerpunkt lag auf der Künstlichen Intelligenz in der Dermato-Onkologie. In der Session „Künstliche Intelligenz – im klinischen Alltag angekommen?“ unter Vorsitz von Prof. Dr. Elisabeth Livingstone und Prof. Dr. Holger Hänßle erschien die Nutzung von KI beim Schreiben von Arztbriefen, in der digitalen Histopathologie, in Krebsforschung und Diagnostik für morphomolekulare Vorhersagen als ein spannendes Feld mit ausgesprochen hoher Dynamik. Es wurden neue Anwendungen vorgestellt, die mit Hilfe von KI nicht nur Zeit einsparen, sondern durch die Vielzahl von verarbeiteten Informationen auch neue Erkenntnisse für die einzelnen Patienten ermöglichen. Schon jetzt sind in den meisten Geräten der visuellen Hautläsionenanalyse KI-Algorithmen hinterlegt und das erste Dermatoskop mit KI-Unterstützung kommt gerade auf den Markt. Es ist absehbar, dass die Entwicklung neuer Algorithmen zur Analyse radiologischer, histopathologischer oder dermatologischer Befunde und Bilder sowie deren Integration in den klinischen Alltag die medizinische Tätigkeit in den nächsten Jahren gravierend verändern wird.
Erstes Zentrum für familiären Hautkrebs
Ein weiteres großes Thema waren Prävention, Risikofaktoren und Vorsorge bei familiären Hautkrebserkrankungen. Das erste Zentrum für familiären Hautkrebs in Essen – das bisher einzige Zentrum deutschlandweit und im deutschsprachigen Raum – ist sehr nachgefragt und bietet eine Beratung und in Kooperation mit der Humangenetik an verschiedenen Standorten und unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten, z.B. in Bonn, weiterführende genetische Untersuchungen an. Etwa 15% der Hautkrebs-Patienten haben eine genetische Disposition.
Highlights: Hochkarätige Keynote Speaker
Ein besonderes Highlight des interprofessionellen Kongresses waren die Keynote Lectures international renommierter Gastredner. Der Mikrobiomforscher Prof. Bertrand Routy, Montréal, Kanada, beleuchtete in seinem Eröffnungsvortrag die Rolle des Darmmikrobioms mit neuen Ergebnissen klinischer Studien zur Wirksamkeit der Checkpointblockade in Assoziation mit dem Mikrobiom. Prof. Sapna Patel, Aurora, Colorado/US, die als eine der treibenden Kräfte der Entwicklung von neo-adjuvanten/perioperativen Behandlungsansätzen gilt, gab einen interessanten Überblick über die Arbeit der „Cooperative Group Melanoma Research“ und setzte dies gekonnt in Kontext mit der Arbeit der EORTC und ADO. Der „Clinician Scientist“ Prof. Dr. Reinhard Dummer, Zürich, thematisierte die Rolle der „Dermato-Onkologie als interdisziplinärer Brückenbauer zwischen Klinik und Forschung“. Er untersuchte Fragestellungen aus der Klinik im Labor, um rational das vorherrschende Krankheitsverständnis zu verbessern und aus den Erkenntnissen bessere Therapieangebote zu entwickeln.
„Erkenntnisreich und rundum inspirierend“ – so das Resümee des Kongresspräsidenten zur ADO 2025. Besonders hervorzuheben sind für Prof. Schadendorf „persönliche Begegnungen und spannende Einblicke insbesondere beim Verständnis biologischer Grundlagen und deren Übertragung in diagnostische und therapeutische Ansätze – immer zum Nutzen unserer Patienten, die im Mittelpunkt unserer Bestrebungen stehen.“
Fazit und Ausblick
Die aktive Beteiligung mit lebhaften Auseinandersetzungen in allen Bereichen hat die ADO 2025 zu einem besonderen Ereignis gemacht. Angesichts kontinuierlich weiter steigender Neuerkrankungen ist zu erwarten, dass Hautkrebs noch mehr in den Vordergrund rücken wird. Das nächste Update mit Fortführung der aktuellen Diskussionen ist beim 36. Deutschen Hautkrebskongress vom 9.–12. September 2026 in Leipzig zu erwarten – save the date! Weitere Informationen zum Kongress gibt es unter www.ado-kongress.de.
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Pressekontakt:
Kerstin Aldenhoff
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0172 3516916
Kerstin.Aldenhoff@conventus.de
www.ado-kongress.de
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