Bericht vom ADO Symposium auf der DDG- Tagung
Auf der 51. Jahrestagung der D eutschen D ermatologischen G esellschaft (DDG) fand wieder eine Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) statt. Hier wurden anhand konkreter Fallbeispiele aktuelle dermato-onkologische Entscheidungsprozesse dargestellt.
Unter Vorsitz von Frau Prof. Carola Berking aus Erlangen und Herrn Prof. Ralf Gutzmer aus Minden wurden insgesamt 6 Szenarien thematisiert.
Zu Beginn fasste Herr Dr. Georg Lodde aus Essen, die „Adjuvanten Therapieoptionen für Patienten mit fortgeschrittenem Melanom" zusammen. Zunächst ging er auf die Lokaltherapien (komplettierende Lymphknotendissektion, Radiatio) ein, welche zu einer Verbesserung der lokalen Tumorkontrolle, aber keiner Verbesserung des Gesamtüberlebens führen.
Dann wurde der Einsatz der Systemtherapien im operierten Stadium III (PD1-gerichtete Checkpointinhibition und BRAF-MEK-Inhibition bei BRAF-Mutation) besprochen. Hier wies Herr Dr. Lodde insbesondere auf die Abwägung von Nutzen und Risiko hin. Daher ist eine intensive Aufklärung über Aufwand und Nebenwirkungen der Systemtherapien notwendig, insbesondere in dem prognostisch günstigen Stadium IIIA. Gemäß einer aktuellen Analyse von Herrn Dr. Lodde wünschten jedoch die Mehrzahl der Melanompatienten auch im Stadium IIIA eine Systemtherapie.
Danach stellte Frau Dr. Julia Stadler aus Hamburg das Vorgehen bei Patienten mit inoperablem fortgeschrittenem Melanom vor. Hier zeigte sie die verschiedenen lokalen und systemtherapeutischen Maßnahmen auf, wies auf die Wichtigkeit eines engmaschigen Therapiemonitorings hin und erörterte die Möglichkeiten, die verschiedenen therapeutischen Bausteine (BRAF-MEK-Inhibition, Immuncheckpointinhibition und Chemotherapie) auch sequenziell einzusetzen. Am Beispiel einer hirnmetastasierten Patientin machte Frau Dr. Stadler die Wirksamkeit der doppelten Immuncheckpointblockade (Nivolumab + Ipilimumab) deutlich. Darüber hinaus wurden das Thema „Therapiebeendigung bei Remission" angesprochen und Studiendaten vorgestellt, die eine langfristige Remission trotz Beendigung der Immuntherapie mit Pembrolizumab belegen.
Schließlich wurde kurz das Thema Kinderwunsch und Fertilität diskutiert, da es sich häufig um jüngere Patienten handelt, bei denen sich im Falle eines guten Ansprechens auf die Therapie im Verlauf häufig die Frage einer Familienplanung stellt. Hier ist vor Beginn der Therapie ggf. eine entsprechende Eizell- oder Samenzellkonservierung zu erwägen.
Frau Dr. Lena Wulfken aus Hannover thematisierte das Vorgehen bei „Inoperablem Plattenepithelkarzinom der Haut". Hier stellte sie zunächst die Risikofaktoren für einen aggressiven Verlauf der Erkrankung heraus, wozu insbesondere Komorbiditäten, wie eine chronisch lymphatische Leukämie oder eine Immunsuppression nach Organtransplantation gehören. Dadurch sind die Therapieoptionen häufig eingeschränkt.
Ein Patient mit fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom wurde vorgestellt, der erfolgreich mittels kombinierter Chemo- und EGFR-Therapie, dem PD1-Inhibitor Cemiplimab und Lokaltherapie (Radiatio) behandelt wurde.
Herr Dr. Michael Sachse aus Bremerhaven ging auf das Vorgehen bei fortgeschrittenen Basalzellkarzinomen ein. Hier erläuterte er zunächst, dass es sich um eine kleine Patientengruppe handelt, die entweder ein lokal fortgeschrittenes oder fernmetastasiertes Basalzellkarzinom hat.
Anhand eines 30-jährigen Patienten mit fernmetastasiertem Basalzellkarzinom (mit Lungen-, Lymphknoten- und Knochenmetastasen) legte er die aktuellen Therapieoptionen mittels zielgerichteter Therapie (Hedgehog-Inhibition), Immuntherapie (PD1-Inhibition) sowie Chemotherapie und EGFR-gerichteter Therapie, dar. Er betonte die Bedeutung der interdisziplinären Tumorkonferenz, insbesondere auch im Sinne eines additiven Einsatzes von lokaltherapeutischen Maßnahmen, wie Operation, Bestrahlung und systemtherapeutischen Maßnahmen.
Herr Dr. Michael Erdmann aus Erlangen stellte drei Patienten mit fortgeschrittenem Merkelzellkarzinom vor. Zunächst wies er auf die Primärversorgung (operative Entfernung mit Sicherheitsabstand, Schildwächterlymphknoten-Entfernung und Radiatio) hin. Anhand eines Patienten mit Fernmetastasierung wurde die Relevanz der interdisziplinären Tumorkonferenz für die Sequenz und Kombination verschiedener Therapiemodalitäten deutlich. Im vorgestellten Fall erfolgten Behandlungen mit Checkpointinhibition, Chemotherapie, Operation und Radiatio.
Anhand eines sehr ausgedehnten Befalls der Kopfhaut mit knotigen Metastasen eines Merkelzellkarzinoms wurde der schnelle Wirkeintritt der Checkpointinhibition mit dem PDL1-Inhibitor Avelumab deutlich. Als zukünftige Optionen wurden neoadjuvante Ansätze diskutiert, gerade auch angesichts des raschen Therapieeintritts mittels Checkpointinhibition. Weiterhin wurde das Problem des Progresses unter Immuntherapie thematisiert und neue Studien für diese Patienten vorgestellt, wie die Merklin-2-Studie mit Domatinostat.
Im letzten Beitrag berichtete Frau Dr. Ulrike Wehkamp aus Kiel über „Das aktuelle Vorgehen für Patienten mit kutanem Lymphom". Hier betonte sie zunächst die Unterscheidung zwischen indolenten versus aggressiven Formen dieser Erkrankung. Entsprechend der prognostischen Einschätzung und des Stadiums stellte sie das Vorgehen dar und zeigte dann eindrücklich eigene Erfahrungen mit neuen Lokaltherapien (Chlormethin Gel) und Systemtherapien (Mogamulizumab, KIR3DL2, Brentuximab).
Zusammengefasst durften wir eine komprimierte Übersicht des aktuellen therapeutischen Vorgehens in der Dermato-Onkologie anhand von konkreten Fallbeispielen erleben, welche von allen Referent*innen herausragend präsentiert wurden. Das große Interesse spiegelte sich auch an den über 90 Teilnehmer*innen an dieser Sitzung und der angeregten Diskussion wider.