Zielgerichtete Therapie
Bei ungefähr der Hälfte aller Patientinnen und Patienten mit schwarzem Hautkrebs (= Melanom) liegt eine BRAF-Mutation vor. Das BRAF-Protein ist Bestandteil eines Signalweges, der am normalen Wachstum und Überleben von Zellen beteiligt ist. Eine Veränderung des BRAF-Proteins bewirkt, dass dieser Signalweg ständig aktiviert ist und es zu unkontrolliertem Wachstum der Melanomzellen kommt. BRAF-Hemmer blockieren zielgerichtet das veränderte BRAF-Protein und hemmen damit das unkontrollierte Wachstum der Melanomzellen.
Durch die Einnahme von BRAF-Hemmern konnte eine deutliche Verbesserung des Überlebens gegenüber der Behandlung mit einer Chemotherapie gezeigt werden. Bedauerlicherweise waren die Erfolge durch eine alleinige Behandlung mit BRAF-Hemmern oft sehr kurzlebig, da die Melanomzellen Resistenzmechanismen entwickeln und der Blockade des veränderten BRAF-Proteins und damit des Signalweges ausweichen. Um Resistenzen entgegenzuwirken, werden heutzutage BRAF-Hemmer in der Regel mit MEK-Hemmern kombiniert. MEK-Hemmer blockieren den Signalweg eine Etage unter BRAF. Die Kombination von BRAF- und MEK-Hemmern ist der Einzeltherapie mit BRAF-Hemmern mit einer verlängerten Ansprechdauer und Überlebenszeit überlegen. Dabei ist die Rate an Nebenwirkungen nicht erhöht.
Es werden drei Kombinationen von BRAF- und MEK-Hemmern eingesetzt:
- Vemurafenib + Cobimetinib
- Dabrafenib + Trametinib
- Encorafenib + Binimetinib
Die Wirksamkeit der drei Kombinationen scheint ähnlich zu sein. Die Einnahme aller BRAF-/MEK-Hemmer erfolgt in Tablettenform. Die zielgerichtete Therapie mit BRAF-/MEK-Hemmern führt in der Regel zu einem sehr schnellen und zuverlässigen Therapieansprechen. So erzielt z.B. eine Kombinationstherapie mit Encorafenib und Binimetinib eine Tumorkontrolle bei über 90% der Patientinnen und Patienten, wobei über 30% der Patientinnen und Patienten ein Langzeitüberleben erreichen [2]. Die Nebenwirkungen unterscheiden sich leicht zwischen den verschiedenen BRAF-/MEK-Hemmern. So kommt es unter der Therapie mit Vemurafenib und Combimetinib zum Beispiel häufiger zu einer Lichtempfindlichkeit und Hautveränderungen, während eine sehr häufige Nebenwirkung von Dabrafenib und Trametinib Fieber darstellt. Die Nebenwirkungen sind in der Regel gut kontrollierbar und meist nach einer Pausierung der Behandlung rückläufig.
Sehr selten liegt bei Melanomen eine c-KIT-Mutation vor. Insbesondere ist diese Mutation bei Patienten mit akral-lentiginösen (Melanome i.B. der Handinnenflächen, Fußsohlen, Finger, Zehen und unter den Nägeln) und Schleimhautmelanomen nachweisbar. Auch in diesem Fall kann eine Therapie mit einem Signalweg-Hemmer zum Einsatz kommen (siehe Kapitel Schleimhautmelanome).
Weist das Melanom eine BRAF-Mutation auf, stehen somit sowohl Checkpoint-Hemmer (siehe Kapitel Medikamentöse Therapie des metastasierten Melanoms, Stadium IV - Immuntherapie) als auch BRAF- und MEK-Hemmer für eine wirksame Behandlung zur Verfügung.
Welche Therapie bei Ihnen zum Einsatz kommt muss individuell entschieden werden.
- REFERENZEN
- [1] Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Patientenleitlinie – Melanom, Eine Leitlinie zur Untersuchung, Behandlung und Nachsorge des schwarzen Hautkrebses, Stand: Mai 2019Letzter Zugriff: 03.09.2020
- [2] Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Melanoms, Langversion 3.3, 2020, AWMF Registernummer: 032/024OLLetzter Zugriff: 03.09.2020
Der Autor/die Autorin hat keine Interessenskonflikte angegeben.