Studien Steckbrief: Forschung kurzgefasst! Vorstellung der Studie NivoMela

Mit der Vorstellung verschiedener Studien im Bereich Hautkrebs kommen wir dem Wunsch vieler PatientInnen nach, mehr über klinische Studien erfahren und lernen zu wollen.

Kurze Steckbriefe, welche die wichtigsten Informationen zusammenfassen, sollen zeigen, woran in Tumorzentren in Deutschland geforscht wird. Sie sollen außerdem erklären, welche Auswirkungen die Ergebnisse auf künftige PatientInnen haben könnten.

Den Anfang macht Herr Prof. Dr. med. Dirk Schadendorf, Direktor des Westdeutschen Tumorzentrums und Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums in Essen. Er stellt die Studie NivoMela vor.

NivoMela– Adjuvante Nivolumab-Behandlung eines Melanoms im Stadium II mit einem hohen Risiko für ein Wiederauftreten der Erkrankung. Eine randomisierte, kontrollierte, klinische Prüfung der Phase III mit einer Biomarker basierten Risiko-Einteilung (EudraCT-No.2019-002276-13)

Wer ist die Zielgruppe?

Zielgruppe der Studie sind PatientInnen direkt nach Herausschneiden des ursprünglichen Melanoms. Voraussetzung ist eine Tumordicke von mehr als 1,0 mm (und ggfs. dem Vorliegen einer Tumorulzeration im pathologischen Befund) sowie eine durchgeführte Schildwächterlymphknotenbiospsie OHNE Nachweis von Tumorzellabsiedlungen im untersuchten Lymphknoten (= negativer Sentinel Node). Diese PatientInnen werden als Stadium II klassifiziert. Die Tumorprobe des ursprünglichen Melanoms wird im Labor untersucht bezüglich einer Gensignatur („MelaGenix"), für die beschrieben ist, dass sie mit einem erhöhten Rückfallrisiko des Melanoms assoziiert ist.

Wie aussagekräftig ist die Studie?

Es handelt sich um eine randomisierte Studie, von der wir uns erhoffen, richtungsweisende Ergebnisse zu erhalten. Diese könnten dann Einfluss auf unsere Behandlungsstandards haben.

Was hat die Studie für Konsequenzen, ändern sich Behandlungsstandards?

Biomarker- bzw. Gensignaturen werden derzeit als Forschungswerkzeuge eingesetzt, sind aber in der der klinischen Routine nicht verankert. Diese Studie ist die erste beim Melanom, die versucht einen derartigen Marker im Rahmen einer Studie für eine Therapieentscheidung zu nutzen.

Ausblick, was ist als nächstes zu erwarten?

Es ist zu erwarten, dass weitere Studien initiiert werden, die Biomarker in der klinischen Routine überprüfen.

Im Detail

  • Name der Studie, Studiennummer: NivoMela (EudraCT.-Nr 2019-002276-13)
  • Studien Art: randomisierte Zuordnung entweder zu einer Behandlung mit dem Checkpoint-Inhibitor Nivolumab oder intensive Nachsorge (im Verhältnis 2/3 zu 1/3) für all die PatientInnen, bei denen ein sog. „hoher" Risiko-Score bei der Untersuchung bezüglich der Gensignatur gefunden wurde (ca. bei 2/3 der PatientInnen im Stadium II zu erwarten)
  • Phase: klinische Phase III für all die PatientInnen mit Hochrisiko-Score
  • Welches Ziel hat diese Phase: dies ist eine sogenannte „investigator-initiated study" (IIT) d.h. eine von einer akademischen Institution geleitete Studie (im Gegensatz zur Pharma-Industrie getriebenen Studie), die zwar höchste Qualitätsstandards anlegt, aber keine „Zulassungsintention" hat. Allerdings werden die Studienergebnisse (falls aussagekräftig und positiv), die Landschaft der Medikamentenentwicklung bei Hauttumoren auch bei der Industrie verändern
  • Welche PatientInnen können teilnehmen: siehe oben, MelanompatientInnen im Stadium II
  • Rekrutiert noch ja/ nein: ja; Rekrutierung noch bis Herbst 2022 erwartet in 20 deutschen Zentren
  • Was wird erforscht/ Ziel der Studie: Die Studie hat zwei große Ziele:
  1. Prüfung, inwieweit eine Analyse der genannten Gensignatur am Primärtumor verlässlich eine Vorhersage des Risikos eines Rückfalls in den nächsten Jahren erlaubt. Dazu werden die Rückfallraten verglichen in den Gruppen, die als „Hoch-Risiko" und als „Niedrig-Risiko" klassifiziert wurden.

  2. Werden die Rückfallraten (und Nebenwirkungen) im Hochrisiko-Kollektiv verglichen, die mit Nivolumab behandelt wurden im Vergleich zu denen, die in enger Nachsorge waren.

  • Wie viele Patienten werden eingeschlossen/wie aussagekräftig werden die Ergebnisse sein? 374 Pateinten im Stadium II sollen eingeschlossen werden
  • Wann werden Ergebnisse erwartet? Ca. Ende 2023/Anfang 2024 werden die Ergebnisse erwartet
  • Welche Konsequenzen könnten die Ergebnisse haben? Diese Studie könnte die erste bei Hauttumoren sein, die zeigt, dass eine Biomarker Testung vor Therapiestart wichtig ist, um die geeigneten PatientInnen für die Therapie auszuwählen.

Von einer Biomarker Testung vor Therapiestart erhoffen wir uns, dass wir PatientInnen zuverlässig aussortieren können, deren Rezidivrisiko sehr niedrig ist. PatientInnen mit niedrigem Risiko müssten die vorbeugende Therapie nicht durchführen. Das vorhandene Risiko von Nebenwirkungen könnte für diese PatientInnen somit vollständig vermieden werden.

Autor: Prof. Dr. med. Dirk Schadendorf

  • Erklärung verschiedener Fachbegriffe

    Adjuvante Behandlung: unterstützende, vorbeugende Behandlung, die ein Wiederauftreten des Melanoms in Form von Metastasen verhindern soll.

    EudraCT-No.: EudraCT ("European Union Drug Regulatoring Authorities Clinical Trials") ist ein europäisches Register für klinische Studien mit Arzneimittel. Vor Beginn der Studie muss diese in dem Register angemeldet werden und erhält dann die EudraCT-Nummer. Mit Hilfe der Nummer kann man die Studie eindeutig identifizieren und finden.

    Schildwächterlymphknotenbiopsie: Ab einer gewissen Tumordicke entnimmt man einen Lymphknoten, der das Hautareal, in dem sich das Melanom befand, "überwacht" hat. Erfahren Sie mehr darüber in unserem Kapitel zum Wächterlymphknoten: https://www.infoportal-hautkrebs.de/hautkrebsarten/malignes-melanom/diagnostik/waechterlymphknoten

    Tumorulzeration: Verletzungen der Tumoroberfläche, nur unter dem Mikroskop sichtbar. Tumoren mit Ulzeration haben ein höheres Risiko auf Fortscheiten der Erkrankung.

    Tumorabsiedlungen: auch genannt Metastasen, Tochtergeschwulste. Sie bedeuten, dass die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist, weil sich aus dem ursprünglichen Primärtumor, dem Melanom, Tumorzellen gelöst haben und woanders Ableger gebildet haben.

    Randomisierte kontrollierte Studie: StudienteilnehmerInnen werden per Zufall in verschiedene Gruppen zugeteilt. Jede Gruppe erhält eine andere Behandlung. Durch die zufällige Zuordnung kann man zuverlässige Vergleiche ziehen zwischen den unterschiedlichen Behandlungsformen.

    Biomarker: molekulare Biomarker geben Hinweise, ob spezifische Behandlungen einen Nutzen haben. Man kann sie z.B. im Blut, Nervenwasser oder in Tumorgewebe messen. Diese Biomarker sind der Schlüssel zu personalisierter Krebsmedizin. Mit ihrer Hilfe kann man passgenauere Therapien auswählen.

    Gensignatur: Wiedererkennungsmerkmal, das aus der Zusammensetzung der Ausprägung verschiedener Gene besteht.

    Primärtumor: der Ursprungsort der Krebserkrankung, hier das Melanom.

    Rezidivrisiko: ist das Risiko, wie wahrscheinlich die Krankheit zurückkommt. Man meint hier einen Rückfall in Form von Metastasen nach einer Phase, in der keine Tumorzellen nachgewiesen werden konnten.

    Checkpoint-Inhibitor: Informationen finden Sie hier https://www.infoportal-hautkrebs.de/hautkrebsarten/malignes-melanom/behandlung/medikamentoese-therapie-adjuvant/wirkmechanismen

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Prof. Dr. Dirk Schadendorf, Universitätsklinikum Essen

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