Prävention von Hautkrebs bei Hochrisikopatienten – Versagen von Nicotinamid bei organtransplantierten Patienten

Bei Patienten, die mehrere nicht-melanozytäre Hautkrebse hatten (Plattenepithelkarzinom oder Basalzellkarzinom) und die ein besonders hohes Risiko für die Entstehung weiterer bösartiger Hauttumore haben, besteht schon seit Jahren der Versuch, durch Medikamente und Vitamine (bzw. ihren Abkömmlingen) die Entwicklung weiterer Hauttumore zu verhindern. Diese Art der Prävention wird Chemoprävention genannt.

ONTRAC Studie berichtete von Erfolgen

Vor einigen Jahren wurde in einer randomisierten doppelt-verblindeten australischen Phase-3-Studie [1] (ONTRAC-Studie) berichtet, dass bei Patienten, die zwei Mal täglich 500 mg Nicotinamid (ein Amid der Nicotinsäure [Vitamin B3]) einnahmen, seltener Basalzellkarzinome, Plattenepithelkarzinome und aktinische Keratosen auftraten als bei Patienten, die nur ein Placebo erhielten. Relevante Nebenwirkungen zeigten sich nicht. Nach Absetzen des Nicotinamids nach 12 Monaten entwickelten die Patienten wieder gleich häufig Hautkrebs wie die Kontrollgruppe.

Neue Studie untersucht die Wirkung von Nicotinamid bei Hochrisiko-Patienten

In einer aktuellen im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie (ONTRANS) wurde nun untersucht, ob Nicotinamid bei organtransplantierten Patienten, die schon mindestens zwei keratinozytäre Hautkrebse in den letzten fünf Jahren hatten, durch die Einnahme von Nicotinamid die Anzahl neuer keratinozytärer Hautkrebse reduziert werden kann. Organtransplantierte Patienten müssen zur Verhinderung einer Organabstoßung Medikamente einnehmen, die zu einer Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems) führen. Diese Immunsuppression bedingt jedoch, dass sie ein ca. 50-fach erhöhtes Risiko haben, keratinozytären Hautkrebs zu entwickeln.

Jeweils 79 Patienten wurden doppelt-verblindet (weder Patient noch Arzt wussten, was der Patient tatsächlich erhält) auf die beiden Studienarme verteilt und erhielten entweder 500 mg Nicotinamid zwei Mal täglich oder Placebo zwei Mal täglich für 12 Monate. Auf Grund einer schlechten Teilnahmerate musste die Studie frühzeitig geschlossen werden, bevor die eigentlich geplante Anzahl von 254 eingeschlossenen Patienten erreicht war.

Kein relevanter Unterschied erkennbar

Nach 12 Monaten zeigte sich kein relevanter Unterschied in der Anzahl der keratinozytären Hautkrebse zwischen den beiden Gruppen. Dies steht im Kontrast zu den Ergebnissen der ONTRAC-Studie. Die Autoren führen an, dass möglicherweise die Medikamente, die für die Verhinderung der Organabstoßun eingenommen werden mussten (Mycophenolate mofetil, Azathioprin, Cyclosporin und Tacrolimus) ursächlich dafür sind, dass Nicotinamid nicht ausreichend wirken konntNicotinamid ist somit laut dieser Studie bei organtransplantierten Patienten nicht zur Chemoprävention geeignet ist. Die Autoren schlagen weitere große Studien vor, die sich auf organtransplantierte Patienten fokussieren sollten, die zur Verhinderung der Abstoßung mTOR-Inhibitoren einnehmen und nicht die weiter oben genannten Immunsuppressiva.

Tatsächlich muss man aber hinterfragen, ob Nicotinamid tatsächlich zu einer relevanten Reduktion von Hautkrebs führen kann, wenn es schon in einer absoluten Hochrisiko-Gruppe wie organtransplantierten Patienten nicht die erhoffte Wirkung zeigen konnte.

Autorin: Dr. med. Elisabeth Livingstone, Oberärztin Hauttumorzentrum Essen

Quelle
[1] Chen AC, Martin AJ, Choy B, et al. A phase 3 randomized trial of nicotinamide for skin cancer chemoprevention. N Engl J Med 2015;373:1618-26.

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