Systemtherapie Basalzellkarzinom

Was ist eine Systemtherapie?

Die gerade vorgestellten Behandlungsmöglichkeiten „Operation“ und „Strahlentherapie“ sind lokal wirksame Therapien. Das heißt sie wirken genau an der Stelle, an der sich der Krebs befindet. Im Gegensatz dazu wirken Systemtherapien im ganzen Körper.
„Systemtherapie“ ist ein Überbegriff für verschiedene Therapiearten (z.B. Chemotherapie, Immuntherapie oder zielgerichtete Therapie), welche im Folgenden genauer erklärt werden. Als Systemtherapien bei der Behandlung von Basalzellkarzinomen zeigen die zielgerichtete Therapie und die Immuntherapie gute Ergebnisse. Immuntherapien kommen jedoch nur infrage, nachdem eine zielgerichtete Therapie durchgeführt wurde.

Zielgerichtete Therapie

Im folgenden Video erklärt ein Experte, wie die Behandlungsmethode zielgerichtete Therapie abläuft. Die Texte und Abbildungen unter dem Video bieten zusätzliche Informationen zu den Chancen und Risiken einer zielgerichteten Therapie.

Ansprechrate und Risiko des Wiederauftretens

Die zielgerichtete Therapie zeigt bei den meisten Betroffenen eine Wirkung.

Hinweis: Die im Folgenden berichteten Wahrscheinlichkeiten beziehen sich jeweils auf eine zielgerichtete Therapie, die nicht mit anderen Behandlungen (z. B. Bestrahlung) kombiniert wurde.

Ansprechen:
Für die Behandlung des Basalzellkarzinoms sind zwei Medikamente zugelassen: Vismodegib1 und Sonidegib2. Im Folgenden werden Zahlen zum Ansprechen von Sonidegib gezeigt3. Diese lassen sich auf Vismodegib übertragen, da beide Medikamente ungefähr gleich wirksam sind3.

In der Abbildung sieht man, dass die zielgerichtete Therapie bei 61 von 100 Menschen mit lokal fortgeschrittenem Basalzellkarzinom anspricht (in der Abbildung gelb und grün dargestellt). Dabei verschwindet bei 23 von 100 Betroffenen der Tumor sogar vollständig, d.h. der Tumor ist nach der Therapie im Gewebe nicht mehr nachweisbar (in der Abbildung grün dargestellt). Bei weiteren 30 von 100 Betroffenen wächst der Tumor unter der Behandlung nicht weiter (in der Abbildung orange dargestellt).

Etwa 40 von 100 Betroffenen profitieren langfristig von der Therapie, d.h. bei einer Beobachtungszeit von aktuell 4 Jahren ist der Tumor durch die Therapie kontrolliert worden und nicht wieder gewachsen. Bei 60 von 100 Betroffenen bildet sich nach im Durchschnitt 2 Jahren eine sogenannte Resistenz gegenüber der zielgerichteten Therapie. Das bedeutet, dass der Tumor trotz Therapie wieder wächst3.

Risiko des Wiederauftretens:

Bei Betroffenen, bei denen sich der Tumor unter Therapie mit Vismodegib vollständig zurückgebildet hat, wurde untersucht, ob er in der Folge wieder aufgetreten ist. Das war nach 3 Jahren bei 40 von 100 Betroffenen der Fall4. Dabei ist wichtig, dass 85 von 100 Betroffenen nach dieser Zeit erneut auf die zielgerichtete Therapie mit Vismodegib angesprochen haben. Gegebenenfalls kommen in dieser Situation dann auch andere Therapien wie Operation und Bestrahlung in Betracht.
Zu dem Wirkstoff Sonidegib liegen bisher keine Studiendaten zu dieser Situation vor.

Kurzfristige Nebenwirkungen

Die meisten Betroffenen bekommen unter der Therapie Nebenwirkungen. Diese sind jedoch meist milde ausgeprägt.

Bei den meisten Betroffenen treten unter der Therapie Nebenwirkungen auf5; 6. Dabei ähneln sich die Wirkstoffe Vismodegib und Sonidegib auch in der Art der Nebenwirkungen3.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind: Muskelkrämpfe, Haarausfall und Geschmacksstörungen bei jeweils etwa der Hälfte der Betroffenen. Geschmacksstörungen, Übelkeit oder Appetitlosigkeit können wiederum zu einem Gewichtsverlust führen (etwa 30% der Betroffenen).

Nebenwirkungen können medikamentös behandelt oder durch eine Dosisanpassung gemildert werden. Insbesondere der Haarausfall und die Geschmacksstörungen lassen sich jedoch nur eingeschränkt behandeln.
Auch milde Nebenwirkungen können auf Dauer die Lebensqualität beeinträchtigen. Langfristig bricht etwa die Hälfte der Betroffenen die Therapie wegen Nebenwirkungen innerhalb von 5 Jahren ab3. Nach dem Absetzen der Tabletten gehen die Nebenwirkungen meist zurück, auch wenn es wie z.B. beim Haarausfall mehrere Wochen dauern kann, bis die Haare wieder wachsen.
Tödliche Nebenwirkungen in Zusammenhang mit den Tabletten wurden nicht berichtet.

Langfristige Nebenwirkungen

Der Haarausfall ist eine relativ häufige Nebenwirkung, die zwar ungefährlich ist, aber kosmetisch beeinträchtigend sein kann. Obwohl es Medikamente zur Behandlung (z.B. Minoxidil) gibt, fallen die Haare bei manchen Betroffenen leider dauerhaft aus oder wachsen nur sehr fein wieder nach.

Für Interessierte: Wirkweise der zielgerichteten Therapie

In dieser Grafik wird die Wirkweise der Tabletten veranschaulicht.

Unsere genetische Erbinformation ist in den Zellkernen aller Zellen in unserem Körper gespeichert. Man kann sich diese Gene wie Baupläne vorstellen, die immer wieder abgelesen werden, um verschiedene Baustoffe für den Körper herzustellen.

Der Hedgehog-Signalweg ist an der Steuerung von Zellwachstum beteiligt. Seine Hauptaufgabe kommt ihm während der Embryonalentwicklung zu.

  1. Bei gesunden Erwachsenen ist der Signalweg in einem Großteil der Gewebe inaktiv.
  2. Aktiviert wird er, wenn die Erneuerung oder Wiederherstellung von Zellen notwendig ist, z.B. nach Verletzungen. Zudem spielt er in bestimmten Geweben wie den Haaren oder Geschmacksknospen eine Rolle.
  3. Durch UV-Licht bedingte Veränderungen im Erbgut von Hautzellen kommt es zu einer übermäßigen Aktivierung des Hedgehog-Signalwegs. Durch die übermäßige Aktivierung werden vermehrt Gene abgelesen, die so u.a. das Zellwachstum beeinflussen. Durch zu starkes Zellwachstum kann ein Tumor wie das Basalzellkarzinom entstehen.
  4. Die Medikamente der zielgerichteten Therapie hemmen als Hedgehog Inhibitoren die überaktive Signalgebung im Hedgehog-Signalweg7.

Immuntherapie

Erinnerung: Zur Behandlung von Basalzellkarzinomen ist die Immuntherapie nur eine Möglichkeit, wenn bereits eine zielgerichtete Therapie durchgeführt wurde.

Im folgenden Video erklärt eine Expertin, wie die Behandlungsmethode Immuntherapie abläuft. Die Texte und Abbildungen unter dem Video bieten zusätzliche Informationen zu den Chancen und Risiken einer Immuntherapie.

Ansprechrate und Risiko des Wiederauftretens

Die Immuntherapie spricht bei etwa 3 von 10 Betroffenen an8.

Hinweis: Die im Folgenden berichteten Wahrscheinlichkeiten beziehen sich jeweils auf eine Immuntherapie, die nicht mit anderen Behandlungen (z. B. Bestrahlung) kombiniert wurde.

Ansprechen:

Die Immuntherapie zeigt bei 34 von 100 Menschen mit lokal fortgeschrittenem Basalzellkarzinom ein Therapieansprechen8. Davon wird bei 28 von 100 Betroffenen der Tumor durch die Behandlung deutlich kleiner (in Abbildung gelb dargestellt), bei 6 von 100 Betroffenen verschwindet der Tumor sogar ganz (in Abbildung grün dargestellt). Bei zusätzlichen 54 von 100 Betroffenen wird der Tumor durch die Behandlung in seinem Wachstum zumindest zum Stillstand gebracht8 (in der Abbildung orange dargestellt).

Wenn das Immunsystem auf die Behandlung anspricht, ist dieses Ansprechen erfahrungsgemäß von langer Dauer.

Risiko des Wiederauftretens:
Aktuell sind hierzu noch keine Aussagen möglich, da Studiendaten für einen Beobachtungszeitraum von fünf Jahren für den Wirkstoff noch nicht vorliegen.

Kurzfristige Nebenwirkungen

Fast alle Betroffenen bekommen unter der Therapie Nebenwirkungen. Schwere Nebenwirkungen treten bei 3 bis 4 von 10 Betroffenen auf8.

Bei einer Immuntherapie wird das Immunsystem aktiviert, sodass es Krebszellen wieder als körperfremd erkennen kann und bekämpft. Manchmal wird das Immunsystem durch die Therapie zu stark enthemmt. Es bekämpft dann auch körpereigene Zellen und es kommt zu unerwünschten Nebenwirkungen, die jedes Organ betreffen können.

Je nachdem, welche Zellen vom Immunsystem angegriffen werden, kommt es zu ganz unterschiedlichen Nebenwirkungen. Leichtere Nebenwirkungen treten bei fast allen Betroffenen auf.

Die häufigsten Nebenwirkungen, die Sie selbst bemerken können, sind:

  • Hautausschläge, Flecken oder Juckreiz,
  • Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit, also Nebenwirkungen im Verdauungstrakt (Nebenwirkungen im Gastrointestinaltrakt),
  • vermehrte Müdigkeit und schnellere Erschöpfung.

Sollten im Rahmen der Behandlung mehrmals am Tag Durchfälle, außergewöhnliche Hautausschläge oder andere ungewöhnliche Symptome auftreten, melden Sie sich sofort bei Ihrem behandelnden Krankenhaus. Dies ist wichtig, da die Nebenwirkungen lebensbedrohlich sein können, wenn sie zu spät behandelt werden.

Andere Nebenwirkungen, die häufiger auftreten, lassen sich in den regelmäßigen Blutuntersuchungen erkennen. Dazu gehören z.B.:

  • eine Entzündung der Leber,
  • eine Entzündung der Schilddrüse,
  • eine Entzündung der Hirnanhangsdrüse.

Schwere Nebenwirkungen treten unter der Immuntherapie bei 35 von 100 Betroffenen auf8.

Die meisten Nebenwirkungen sind gut behandelbar und bilden sich vollständig zurück. Zur Behandlung erhalten Betroffene meist ein Medikament mit dem Wirkstoff Kortison, um das Immunsystem wieder etwas zu bremsen. Dies kann je nach Schweregrad ambulant oder stationär verabreicht werden.

Langfristige Nebenwirkungen

Langfristige Nebenwirkungen:

Manche Nebenwirkungen sind irreversibel. Das betrifft insbesondere unsere Hormon-produzierenden Organe. Wird z.B. die Schilddrüse oder die Hirnanhangsdrüse vom Immunsystem angegriffen, stellen diese Organe ihre Funktion ganz ein. Betroffene müssen dann ein Leben lang Hormonersatz-Medikamente einnehmen. Sehr selten kann die Zuckerkrankheit entstehen, was die Notwendigkeit einer lebenslangen Insulingabe zur Folge hat.

Für Interessierte: Wirkweise der Immuntherapie

Interessierte können sich in diesem Erklärvideo anschauen, wie die Immuntherapie im Körper wirkt.

  • Quellen
    1. Roche. (2021). Fachinfo Vismodegib Erivedge®. Retrieved from http://www.ema.europa.eu
    2. Pharma, S. (2020). Fachinfo Sonidegib Odomzo®. Retrieved from http://www.ema.europa.eu/
    3. Dummer, R., Ascierto, P., Basset‐Seguin, N., Dréno, B., Garbe, C., Gutzmer, R., . . . Malvehy, J. (2020). Sonidegib and vismodegib in the treatment of patients with locally advanced basal cell carcinoma: a joint expert opinion. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, 34(9), 1944-1956.
    4. Herms, F., Lambert, J., Grob, J.-J., Haudebourg, L., Bagot, M., Dalac, S., . . . Basset-Seguin, N. (2019). Follow-Up of Patients With Complete Remission of Locally Advanced Basal Cell Carcinoma After Vismodegib Discontinuation: A Multicenter French Study of 116 Patients. Journal of Clinical Oncology, 37(34), 3275-3282. doi:10.1200/jco.18.00794
    5. Volz, T., Plötz, S. G., Volz, L.-S., Ullmann, V., Kneißl, D., Hein, R., . . . Biedermann, T. (2019). Epitheliale maligne Hauttumoren („Weißer Hautkrebs “). In Häufige Hauttumoren in der Praxis (pp. 103-123): Springer.
    6. Trakatelli, M., Morton, C., Nagore, E., Ulrich, C., Del Marmol, V., Peris, K., & Basset-Seguin, N. (2014). Update of the European guidelines for basal cell carcinoma management. European Journal of Dermatology, 24(3), 312-329.
    7. Lacouture, M. E., Dréno, B., Ascierto, P. A., Dummer, R., Basset‐Seguin, N., Fife, K., . . . Peris, K. (2016). Characterization and management of Hedgehog pathway inhibitor‐related adverse events in patients with advanced basal cell carcinoma. The oncologist, 21(10), 1218-1229.
    8. Stratigos, A. J., Sekulic, A., Peris, K., Bechter, O., Prey, S., Kaatz, M., . . . Dalle, S. (2021). Cemiplimab in locally advanced basal cell carcinoma after hedgehog inhibitor therapy: an open-label, multi-centre, single-arm, phase 2 trial. The Lancet Oncology, 22(6), 848-857.
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